Doku-Sprecher arbeiten für viele Fernseh-Formate, nicht nur für Dokus

Doku-Sprecher sind Chamäleons. Der Begriff Doku-Sprecher beschreibt nämlich eine viel größere Gruppe von Sprechern, als Outsider wahrscheinlich annehmen. Dokumentation-Sprecher arbeiten mit ihrer Stimme nicht nur für Dokumentarfilme, sondern auch für Reportagen, Reality-Soaps, Infotainment-Sendungen und noch weitere Formate. Eigentlich gehört alles, was redaktionell aufbereitet wird, in die Kategorie Doku-Sprecher. Daher wird diese Rubrik unter Profi-Sprechern auch als “redaktionelle Texte” bezeichnet.

Bei klassischen, dokumentarischen Formaten gibt es zwei Arten von Jobs für Doku-Sprecher. Als erstes kommt einem als Fernsehzuschauer wahrscheinlich die Kommentarstimme in den Sinn. Das ist die Stimme, die aus dem Off durch den Dokumentarfilm führt. Umgangssprachlich wird diese daher auch Off-Stimme oder Erzähler genannt. Die Kommentarstimme taucht also wiederholt auf und erklärt, begleitet oder sinniert über das jeweilige Geschehen in der Doku. Dabei kann der Doku-Sprecher in der Kommentarstimme getreu dem Wortsinn nur kommentieren, aber auch jede weitere Haltung oder Funktion einnehmen. Meistens führen nicht mehrere sonder nur eine Kommentarstimme durch das Programm, sodass diese vom Zuschauer durchaus als die Stimme des jeweiligen Formats wahrgenommen wird.

Doku-Sprecher Florian Märlender bei der Arbeit im Studio

Voiceover oder Overvoice: kleine, feine Unterschiede in der Sprecher-Welt

Die zweite Art von Auftrag für Dokumentation-Sprecher ist das Sprechen von Overvoices. Landläufig werden die Begriffe Overvoice und Voiceover als Synonyme verwendet, wahrscheinlich, weil sie sich so ähnlich sind. Tatsächlich können sie inhaltlich das gleiche meinen, der Begriff Voiceover wird aber vor allem im englischen Sprachraum viel weiter gefasst und beschreibt dort eigentlich jede Art von Sprecher-Jobs. So sprechen die US-Amerikaner vom Voiceover Artist und meinen damit ganz pauschal alle Sprecher.

Der Begriff Overvoice hingegen ist eindeutiger und bezeichnet die aus dem Off von Sprechern gelieferte deutsche Übersetzung zu ausländischen O-Ton-Gebern. Der Overvoice-Text wird dabei über die originale Sprache gesprochen, die im Hintergrund für den Zuschauer hörbar bleibt. Wenn es das Timing zulässt, wird versucht, den O-Ton in der Originalsprache am Anfang und am Ende frei stehen zu lassen, um dem Zuschauer das Gefühl für die Originalsprache nicht zu nehmen. Ein zentraler Punkt ist dabei, dass der Overvoice-Text vom Doku-Sprecher niemals lippensynchron gesprochen wird. Das Synchronsprechen ist eine ganz eigene Gattung.

Der Kommentarsprecher kommentiert und verleiht Charakter

Bei einer Doku kommen meistens mehrere Doku-Sprecher zum Einsatz. Die unterschiedlichen Hauptfiguren haben in der Regel jeweils einen eigenen Doku-Sprecher für die deutsche Overvoice. Die nur sporadisch auftauchenden Figuren werden in der Regel von einem oder weniger Sprechern abgedeckt. So ist es für den Zuschauer einfacher, den Überblick zu behalten. Bestimmend für den Gesamteindruck einer Dokumentation ist aber wohl der Kommentarsprecher, der die Kommentarstimme spricht. Lange Zeit wurde er oder sie daher auch als Hauptsprecher bezeichnet. Der Kommentarsprecher kommentiert aber nicht nur, sondern er gibt dem Format auch ein stimmliches Gesicht. Die Haltung ist dabei wichtig und sie kann ganz unterschiedlich sein, sogar innerhalb eines Formats variieren. Bei einer erklärenden Wissenschaftsdoku klingt der Doku-Sprecher nüchtern und sachlich, bei einer Reportage darf er – wenn gewünscht – bereits eine  dringliche Brisanz durchklingen lassen. Beim Infotainment, wie zum Beispiel beim Kinderfernsehen ist eine erklärend-freundliche Stimme gefragt. Der typisch ironische Unterton ist bei TV-Sendungen wie “Das perfekte Dinner” als klar formatprägend zu sehen. Kultursendungen dagegen können sich auch schon mal intellektuell vergrübelt anhören. Dabei machen die Haltung und der Charakter der Stimme den Charakter der gesamten Produktion aus. Im besten Fall mit klarem Wiedererkennungswert für den Zuschauer.

 

Der Doku-Sprecher als die Stimme Gottes oder die Stimme des Zweifels

Früher war die Haltung des Kommentarsprechers immer auktorial und sonor. Wie eine ”Voice of God” waren die Aussagen der Off-Stimme unangreifbar. Intuitiv begreift der Zuschauer den Offsprecher dann als abstraktes, gottähnliches Element. Ein Element, das die Dinge einordnet und im Kontrast zu den im Bild zu sehenden und zu hörenden Figuren steht. Mittlerweile ist die Filmsprache vielschichtiger und differenzierter geworden, die klassische Stimme Gottes ist in modernen Dokukmentarfilmen nur noch selten zu hören. Heute sollen und dürfen Doku-Sprecher in den Kommentarstimmen auch als Menschen aus Fleisch und Blut wahrgenommen werden. Sie sind nicht immer allwissend und perfekt, sie können sich und das Erzählte auch mal in Frage stellen.

 

Doku-Sprecher gesucht? Worauf ich als Produzent achten sollte!

Die Kommentarstimme ist bei einer Doku die Stimme der Sendung, hier spricht das Format zum Zuschauer. Alleine die Entscheidung, ob die Stimme männlich oder weiblich, alt oder jung sein soll, prägt das Format. Ist die ausgewählte Stimme flapsig, ironisch oder ernsthaft? Diese Haltung des Doku-Sprechers projiziert der Fernsehzuschauer automatisch auf die ganze Sendung. Besonders deutlich wird die Bedeutung der Auswahl des passenden Sprechers, wenn es einen Ich-Erzähler gibt, der aus der ersten Person heraus berichtet. In dem Fall kann es sogar die beste Entscheidung sein, keine Profistimme zu engagieren, sondern den Filmemacher selbst sprechen zu lassen, weil es die authentischste Wahl ist.

Produzenten sollten bei der Auswahl des passenden Doku-Sprechers also ihr klares Profil für die eigene Sendung immer mitdenken. Dieses Profil bestimmt die Tonalität der Sendung. Die wiederum bestimmt, welcher Sprecher oder welche Sprecherin am besten passt.

Und auch wenn jeder Profi-Sprecher verschiedene Tonalitäten authentisch bedienen kann, ergibt es Sinn, den Grundcharakter der zu findenden Stimme mit dem Charakter des eigenen Formats abzugleichen.

In unserer Datenbank finden Filmemacher Profi-Sprecher

In der VDS-Stimmdatenbank können Filmemacher und Produzenten von Dokus anhand von Suchkriterien intelligent nach dem passenden Doku-Sprecher suchen.

Doku-Sprecher finden

 

Stimmalter, Stimmcharakter und Stimmlage sind nur einige der Suchkriterien, die helfen, die Suche nach der idealen Doku-Sprecherin so sehr zu verfeinern, dass Sie die “Stimme der Sendung” so schnell wie möglich finden. Alle Sprecherinnen und Sprecher in unserer Datenbank sind übrigens Mitglied im Verband Deutscher Sprecher:innen, was die Garantie gibt, dass es sich ausnahmslos um Profis mit Berufserfahrung handelt. Als Verband ist es uns ein Anliegen, nur Sprecher aufzunehmen, die neben der einschlägigen Qualifikation auch einen gewissen Erfahrungshorizont mitbringen. Denn wir als Verband wissen aus Erfahrung: Profis suchen immer Profis!

 

Doku-Sprecher vor Ort suchen oder doch lieber remote arbeiten?

Tatsächlich bevorzugen es Produzenten der zu vertonenden Sendung häufig, dass die Doku-Sprecher nicht remote arbeiten, sondern vor Ort im Studio erscheinen. So ist es möglich, ganz direkt und “analog” zusammen zu arbeiten. Aus diesem Grund werden Sie bei der Auswahl der Doku-Sprecher vielleicht auch überlegen, welche Sprecher lokal verfügbar sind oder zumindest anreisen können. Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren allerdings etwas gewendet. Viele Auftraggeber haben gemerkt, dass auch eine Zusammenarbeit remote gut funktionieren kann. Heute ist es keine große Herausforderung mehr, verschiedene Studios in verschiedenen Städten so zu verlinken, dass in allen Studios das Videobild synchron abläuft, während die Sprecherin dazu spricht und gleichzeitig auf einem Talkback-Kanal Regieanweisungen zu geben. Synchronität von Video und Audio ist heute keine Hürde mehr.