Synchronsprecher:
Unterwegs in geheimer Mission

Synchronsprecher sind die Stars, die am besten keiner sieht. Je weniger ein Synchronsprecher auffällt, desto besser ist es für eine Synchronisation – denn eine erfolgreiche Synchronisation ist so nah am Original, dass sie niemandem als solche wahrnimmt.

Der Begriff Synchronsprecher wird von Fachfremden oft als Oberbegriff für alle professionellen Sprecher oder Off-Sprecher verwendet. In der Sprecherwelt meint der Begriff Synchronsprecher allerdings  wirklich nur das “synchrone Sprechen”. Beim Synchronsprechen versucht der Sprecher, den Text synchron auf die Lippen der Figuren im Film zu legen. So entsteht beim Zuschauer dann der Eindruck, als würde Jack Nicholson tatsächlich Deutsch sprechen.

Synchronsprecher:innen finden

Synchronsprecher sollten vielleicht Synchronschauspieler genannt werden

Synchronsprecher sind Multitasker, denn ihre Arbeit im Synchronatelier erfordert sowohl technisches und feinmechanisches Geschick als auch schauspielerisches Talent. Daher sind  Synchronsprecher immer auch Schauspieler und haben eine Schauspielausbildung. Neben den schauspielerischen Anforderungen verlangt ihre Arbeit ein ausgeprägtes Gefühl für Rhythmus und Timing. Vor einigen Jahren war Bühnendeutsch noch der sprachliche Standard im Synchronatelier, heute ist aber auch immer häufiger Umgangssprache gefragt. Übrigens ist Synchronaltelier kein Schreibfehler, sondern der Fachjargon für das umgangssprachliche Synchronstudio.

Prominenz hat ihren Preis, auch bei Synchronsprechern

Synchronsprecher berühmter Schauspieler rufen bei Aufträgen in anderen Genres, wie zum Beispiel in der Werbung, mitunter höhere Gagen auf als andere Sprecher, vor allem wenn sie im Stile der berühmten Figur sprechen sollen. Die Prominenz der synchronisierten Schauspieler kann sich nach einiger Zeit also auf den Synchronsprecher übertragen.

Fun Fact: Die Betreiber des Flughafens Köln-Bonn haben die deutsche Synchronstimme von Pierce Brosnan, Frank Glaubrecht, beauftragt, die Durchsagen im Flughafengebäude einzusprechen. Das “Bonn… Köln-Bonn” ist nämlich an das ikonografische “Bond… James Bond” angelehnt und führt bei den Fluggästen immer wieder zu Heiterkeit.

 

Wie werden Synchronsprecher eigentlich bezahlt?

Synchronsprecher werden meistens nach Takes bezahlt. Ein Take hat eine Länge von maximal 15 Wörtern, es kann aber mitunter auch nur ein Atmer oder ein Laut sein. Synchronsprecher erhalten vom Auftraggeber eine Grundgage und eine Takegage. Die Grundgage soll einen Sockel schaffen, damit der Sprecher bei einer Rolle mit wenigen Takes nicht mit Kleckerbeträgen nach Hause geht. Manchmal wird eine Grundgage fälschlicherweise als Kommgage bezeichnet, was unscharf ist und zu Missbrauch bei der Abrechnung führen kann. Denn spricht ein Sprecher während einer Session für mehrere Produktionen, muss nach der Gagen-Tradition pro Produktion eine Grundgage pro Session gezahlt werden.

Synchronsprecher tappen im Synchronatelier meistens im Dunkeln

Als Zuschauer können wir selten hinter die Kulissen einer Synchronisation schauen, obwohl wir im Fernsehen, bei Streaming-Diensten und im Kino fast täglich die Ergebnisse konsumieren. Wir möchten daher an dieser Stelle ein paar Einblicke in die faszinierende Welt des Sychronsprechens liefern. Ein Synchronsprecher sieht im Studio eigentlich nie den kompletten Film, auch nur selten ganze Szenen. Er oder sie bekommt eigentlich immer nur ganz kurze Ausschnitte gezeigt.
Warum ist das so? Hat es mit der Geheimhaltung des Films oder der Serie zu tun? Die Antwort ist banal: Zeit ist Geld, auch oder vor allem im Synchronatelier.

Die verschiedenen Figuren in Dialogen werden heute auch nicht mehr gemeinsam, sondern getrennt voneinander aufgenommen. Insider sagen, dass die Dialoge “geixt” werden – abgeleitet vom Buchstaben X. Nur der Regisseur hat also während des Synchronisierens die Kompetenz, die verschiedenen Teile als Ganzes zu sehen und zu beurteilen. Der Sprecher muss sich komplett in die Hände des Regisseurs begeben und vertrauen, dass dieser ihn gut führt. Vertrauen ist daher die Grundlage einer jeden guten Synchronisation.

Wie sieht die Arbeit eines Synchronsprechers konkret aus?

Um die beste Spielspannung zu erzeugen, steht der Synchronsprecher während der Synchronisation, auch wenn die zu synchronisierende Figur im Film selber liegt oder sitzt. Die Sprecherin trägt im Synchronatelier in aller Regel keine Kopfhörer, die Zuspielungen kommen vielmehr aus den Boxen. Das sorgt für die optimale spielerische (Bewegungs-)Freiheit.

Beim Synchronsprechen nimmt der Sprecher einen deutlich größeren Abstand zum Mikrofon ein als beim Sprechen anderer Formate, wie beispielsweise in der Werbung. Im Synchron hat man etwa einen halben Meter und mehr Abstand zum Mikrofon, dadurch kann man sich im Spiel auch frei bewegen. Beim Werbesprechen dagegen nutzen Sprecher gerne den sogenannten Nahbesprechungseffekt des Mikrofons. Sie sind dann nur etwa zehn Zentimeter vom Mikro entfernt. Der Synchronsprecher ist übrigens nicht ganz alleine im Atelier. Mit dabei ist eine Cutterin, die auf Synchronität, Labiale, Pausen und Zäsuren achtet.

 

Wie wird jemand zum Synchronsprecher?

Es gibt in Deutschland keine staatlich anerkannte Ausbildung zur Synchronsprecherin. Der Einstieg in diesen interessanten Beruf gelingt meistens über die Aufgaben “Ensemble” oder “Menge/Masse”. Das sind Kleinst-Rollen oder Massengeräusche im Hintergrund, die tatsächlich auch meistens in einer Gruppe von bis zu fünf Synchronsprechern eingesprochen werden. Soll eine größere Gruppe erzeugt werden, legt man einfach mehrere Runden übereinander. Bei Menge/Masse haben die Sprecher die Möglichkeit, etwas im Freestyle zu improvisieren, um den Hintergrund lebendig zu halten. Das ist allerdings das genaue Gegenteil von der Aufgabe des Synchronsprechers, bei dem jede Silbe und jeder Laut sitzen muss. Diese Jobs im Hintergrund werden übrigens nicht über das Take-Modell, sondern über Pauschalgagen abgegolten.

Synchronsprechen ist in Deutschland ein Wachstumsmarkt

Durch Netflix und Co. ist das Produktionsvolumen in Deutschland in den letzten Jahren  enorm angestiegen. Somit haben auch die Synchronstudios wesentlich mehr zu tun als früher. Auch bei dem Sprecher-Genre “Games” wird mitunter synchron gesprochen. Dann ist aber im Atelier meistens nicht das zu synchronisierende Bild zu sehen, sondern nur das zum Beispiel englische Original zu hören und die Waveform zu sehen. Die Hauptstädte des Synchronisierens sind Berlin, München und Hamburg, mittlerweile gewinnt zudem Köln an Bedeutung.

Synchronsprecher gesucht? Unsere Datenbank ist eine Anlaufstelle!

In der VDS-Stimmdatenbank können Synchronateliers und Produktionsfirmen anhand von verschiedenen Suchkriterien intelligent nach einem Synchronsprecher suchen.

Stimmalter, Stimmcharakter und Stimmlage sind nur einige der Suchkriterien, die helfen, die Suche nach der passenden Synchronstimme zu verfeinern. Alle Sprecherinnen und Sprecher in unserer Datenbank sind Mitglied im Verband Deutscher Sprecher:innen, was die Garantie gibt, dass dort nur Profis mit Berufserfahrung zu finden sind. Als Verband ist es uns wichtig, nur Sprecher in unsere Datenbank aufzunehmen, die neben der einschlägigen Qualifikation auch Praxis mitbringen. Denn wir wissen aus Erfahrung: Profis suchen immer Profis!

Synchronsprecher:innen finden